Was sind „Intelligente Landschaften“?
Das Natur-Daten Kunstprojekt ‚Intelligente Landschaften‘ spielt mit der Annahme, dass in Landschaften und den darin verwobenen Lebensformen ein Wissen jenseits der vom Menschen angestifteten Agenda wirkt.
Was ist ein Natur-Daten Kunstprojekt?
Bei einem Natur-Daten-Kunstprojekt geht es um die künstlerisch-digitale Spurensicherung von Natur-Daten in ‚Intelligenten Landschaften‘ im Kulturraum Allgäu. Während einer Wanderung (Field Trip) wird die Natur und ihr in den Schichten der Vergangenheit verborgenes Wissen mit allen Sinnen ‚erspürt‘: durch fokussierte Beobachtungen werden dabei Daten und Eindrücke der Natur- und Kulturlandschaft eines Natur-Ortes, z. B. entlang eines Wanderweges, gesammelt, gemessen und erhoben. Somit wird die Messbarkeit der naturwissenschaftlichen Praxis auf eine poetische Ebene gehoben und verbindet beide Wahrnehmungsebenen, die rationale und die emotionale. Mit der Methode des Citizen Science[1] sind auch Teilnehmer:innen mit einem speziellen Interesse eingeladen, gemeinsam mit den Field Trip begleitenden Expert:innen ihr Wissen einzubringen und Daten und Eindrücke zu sammeln. Es bleibt allerdings den Künstler:innen überlassen, sich dieser zu Sammlungen zu bedienen oder nur auf eigene Daten zurückzugreifen.
Was passiert bei dem Ideathon?
Der Ideathon findet während der Ausschreibungsphase am 31. März mit einer Dauer von ca. 5 Stunden statt. Im Ideathon wird das kuratorische Thema zum ersten Mal öffentlich vorgestellt. Mit Input-Vorträgen und Workshops werden relevante Fragen zum Projekt diskutiert und erarbeitet: Wie definiert sich eine ‚Intelligente Landschaft‘? Wie lässt sich eine Landschaft aktiv oder passiv unterstützen? Was ist unsere Verantwortung gegenüber der Landschaft? Welche Interdependenzen sind wir bereit, mit ihr auf Augenhöhe einzugehen?
Wie wähle ich einen Natur-Ort (z.B. Themen-/Wanderweg, Geotop, Biotop, Felsformation etc.) aus? Welche Kriterien soll er erfüllen?
Die lokalen, themenbezogenen Wanderwege sind ein Versuch, die Menschen wie durch Adern hinein in die Landschaft und zu dem darin verborgenen, kulturellen aber auch biologischen Gedächtnis zu transportieren. Manche Wege führen zu den Spuren der Vergangenheit, wie z. B. zur ‚Deep Time[2]’ der Geologie, andere greifen regionale Traditionen auf oder widmen sich besonderen Biosphären wie z.B. einer Moorlandschaft wie dem Werdensteiner Moos oder einer kleinteiligen Wiesenlandschaft im Günztal. Am Natur-Ort gilt es zu entdecken und weiterzutragen, was sich inhaltlich mit dem geplanten Kunstwerk verknüpfen lässt. Idealerweise inspiriert der Natur-Ort Materialität, Form oder Inhalt des geplanten Kunstwerks. Die Natur-Orte werden während der Natur-Daten Exkursionen erwandert. Durch das Wandern und allmähliche tiefere Eindringen in die Landschaft öffnet sich das Wissen darüber. Zeichen, die wir oft nicht mehr in der Lage zu deuten sind, können durch die Beobachtung sichtbar werden.
Was passiert auf einer Natur-Daten Exkursion?
Die Natur-Daten-Exkursion dient der Spurensicherung von Daten und Beobachtungen, die für die Schaffung des Natur-Daten Kunstwerks von Relevanz sein können. Die Natur-Daten Exkursion ist vergleichbar mit einem Field Trip, wo die Spuren und Zeichen der ‚Intelligenten Landschaften‘ wie Geräusche, Bodenproben, Gesteinsschichten, Biodiversität gesammelt und ausgewertet und in einem Natur-Daten Kunstprojekt weiterverarbeitet werden. Jede/r Künstler:in wählt einen Natur-Ort (bzw. Themen- und Wanderweg), den sie/er gemeinsam mit den Kuratori:nnen, Interessierten, sowie einem Team von Expert:innen begeht, die ihr Meta-Wissen zur Landschaft, Kulturerbe, Tradition, etc. vermitteln und auf Besonderheiten der Landschaften hinweisen.
Was ist eine künstlerisch-digitale Spurensicherung?
Die Spurensicherung ist der Prozess des Sammelns von Artefakten, Daten, Biomaterial und Ähnlichem an den Natur-Orten während der Natur-Daten Exkursionen. Die künstlerisch-digitale Spurensicherung ist vergleichbar mit einem Field Trip, bei welchem die gefundenen Spuren und Zeichen eine wichtige Rolle bei der Erschaffung des Kunstwerks spielen. Es ist also im Vorfeld erwünscht, dass die Künstler:innen eine Vorstellung davon haben, welche Art von Daten und Beobachtungen während der Exkursion erhoben werden sollen. Die Kultur-Botschafter:innen können beratend zur Seite stehen, um z.B. Auskünfte über das Wetter, biologische oder klimatische Gegebenheiten oder technisches Know-How während der Spurensicherung zu geben, wobei ein gewisses Potential an Spontanität und Unvorhergesehenem bleibt.
Was ist die Rolle der Kultur-Botschafter:innen?
Insgesamt werden sechs Kultur-Botschafter:innen ausgewählt. In einem Peer-to-Peer Programm verbinden sie kulturelles Wissen mit digital-künstlerischen Praktiken. Sie unterstützen die Künstler:innen mit komplexem Wissen und digitalem Know-how.
Kultur-Botschafter:innen sind zum einen Menschen, die gelebtes Wissen in sich tragen, also beispielsweise Älpler:innen, Bergbauer:innen oder Kräuterkundige usw., und zum anderen sind es digitale Expert:innen wie Programmierer:innen, die bei digital-künstlerischen Prozessen wie Daten-Visualisierung, Mapping, Sound Editing, unterstützen können. Die Kultur-Botschafter:innen agieren an der Schnittstelle von digital-analogem Wissen und künstlerisch-wissenschaftlichem Wissen und stehen den Künstler:innen bei Bedarf zur Seite, auch um z.B. einen analogen Prozess in eine digitale Narrative zu transformieren.
Was ist die Rolle der Künstler:innen? Wie können die Künstler:innen in einem partizipativen Prozess ihr Kunstwerk entwickeln? Wieso sollten sie das tun?
Mit dem Projekt ‚Intelligente Landschaften‘ wollen wir eine neue Dringlichkeit für die verschwindende lebendige Verbindung zur Natur, der Landschaft, dem Kulturraum Allgäu schaffen. Es ist notwendig, die Landschaft emotional, intellektuell, empirisch und sensorisch wahrzunehmen. Daher laden wir Menschen wie Citizen Scientists, Bewahrer:innen von Traditionen, Handwerksbegabte und Interessierte ein, uns in der Spurensicherung und dem Action Research Prozess[3] bei der Entstehung des Natur-Daten Kunstprojekts zu unterstützen. In diesem partizipativen Prozess kann komplexes Wissen mit verschiedenen Perspektiven entstehen und vermittelt werden. Die Künstler:innen können frei entscheiden, ob sie dieses Wissen in die Entstehung des Kunstwerks einbeziehen möchten. Die Teilnehmer:innen stellen ihre Inhalte frei zur Verfügung. Die Künstler:innen haben alle Rechte an dem entstehenden Kunstwerk. Dies wird auch schriftlich in einer Vereinbarung festgehalten.
Welche künstlerischen Formate werden ausgewählt? Können auch analoge Kunst-Formate eingereicht werden?
Ziel des Kunstprojekts ist es, die lebendige Beziehung der Gesellschaft zur Landschaft darzustellen, ausgedrückt in diversen künstlerischen Disziplinen wie urbaner Medienkunst, Public Art, Sound, Installationen, sowie Tanz und Performance-Kunst. Das Natur-Daten Kunstwerk, das in den ‚Intelligenten Landschaften‘ entstanden ist, soll in eine erlebbare Form gebracht werden, so dass es während der KunstNacht in Kempten im öffentlichen Raum präsentiert werden kann.
Für Künstler:innen, die normalerweise in einem analogen Prozess arbeiten, bietet der partizipatorische Ansatz von ‚Intelligente Landschaften‘ dank der Unterstützung von IT-Expert:innen die Möglichkeit, das Kunstwerk in einer digitalen Dimension darzustellen.
Was passiert bei dem Natur-Daten Lab?
Das Natur-Daten Lab findet nach der künstlerisch-digitalen Spurensuche während der Natur-Daten Exkursionen statt. Im Natur-Daten Lab werden die gesammelten Daten der Exkursionen weiter (v)erarbeitet. Die Künstler:innen entwickeln in einem offenen Hands-on Workshop-Prozess die künstlerische Idee weiter. Die IT-Expert:innen und Kultur- Botschafter:innen vertiefen projektbezogen die kulturellen Inhalte und führen in die digitalen Praktiken wie Coding, Datenvisualisierung, Field Recording, Visual Projection Mapping ein, um die gesammelten Daten und Artefakte in einem Natur-Daten Projekt zu visualisieren.
Was sind mobile Kunst-Labs?
Die mobilen Kunst-Labs sind Atelierbesuche bei Künstler:innen, die sich für die ‚Intelligenten Landschaften‘ engagieren. Ein interessiertes Publikum kann an festgelegten offenen Atelierstagen für zwei bis drei Stunden in das Schaffen und den Kosmos der Künstler:innen eintauchen und deren Werk kennenlernen. Es entsteht ein Forum der Diskussion und des Austauschs für die Beteiligten und Interessierten des Programms.
Diese Labs dienen zur Vernetzung der Kulturschaffenden mit der Region. Auf einer Webseite werden die Künstler:innen und ihre Ateliers dargestellt. Mit den mobilen Kunst-Labs möchten wir die regionalen Künstler:innen und Kulturschaffenden miteinander vernetzen und zum Austausch von Synergien und Bildung von Kompetenzen sowie der Vermittlung von analog-digitaler Kulturproduktion beitragen.
Was ist die Natur-Daten Ausstellung?
Die Natur-Daten-Ausstellung ist der Höhepunkt des Programms der ‚Intelligenten Landschaften‘. Wir haben die KunstNacht Kempten am 24. September als Ausstellungsrahmen gewählt. Hier werden die Natur-Daten Kunstprojekte der Intelligenten Landschaften präsentiert.